Grenzen bei Bildschirmen – ohne Spannungen
Bildschirme – Handys, Tablets, Computer, Fernseher – sind mittlerweile ein fester Bestandteil im Alltag von Kindern. Wir können (und müssen) sie nicht ausschliessen. Aber wir können sie so in das Leben der Kinder integrieren, dass sie Denken fördern, die Fantasie anregen und die Entwicklung von Fähigkeiten unterstützen – ohne Streit, Schuldgefühle oder Druck.
Wie viel Bildschirmzeit ist „genug“? Was sagen Fachleute – und was sagt der Alltag?
Laut internationalen kinderärztlichen und psychologischen Fachgesellschaften sollten Kinder bis 2 Jahre gar keinem Bildschirm ausgesetzt werden – mit Ausnahme von Videoanrufen mit Angehörigen. Für Kinder über 2 Jahre gilt die Empfehlung: nicht mehr als eine Stunde pro Tag mit qualitativ hochwertigem Inhalt – idealerweise gemeinsam mit einem Erwachsenen. Bei älteren Kindern soll die Zeit je nach Inhalt, Tagesablauf und Aktivitätsgrad geregelt werden. Das bedeutet: Eine ruhige 20-minütige Doku nach der Schule wirkt anders als 20 Minuten Reizüberflutung durch „Short Videos“ vor dem Schlafengehen. 5 Ideen, wie Sie die Bildschirmzeit reduzieren – ohne Streit • Legen Sie „bildschirmfreie Zonen“ im Haus fest Esstisch, Schlafzimmer und Bad können bildschirmfreie Bereiche für die ganze Familie sein. • Entwickeln Sie eine „digitale Routine“ mit Ihrem Kind Z. B. „Montag–Freitag: 30 Minuten pro Tag. Am Wochenende: 1 Stunde mit pädagogischer Auswahl.“ • Verwenden Sie Timer oder Bildschirmzeitfunktionen Das unterstützt die Selbstregulation. Kinder sehen, wie die Zeit vergeht, und lernen, damit umzugehen. • Bieten Sie attraktive Alternativen an Man muss nicht immer „Nein“ sagen. Vorschläge: Malen, Brettspiel, kleines Experiment. • Sprechen Sie über das „Warum“ – nicht nur über das „Wie lange“ Statt „Jetzt reicht’s mit dem Tablet“ erklären Sie: „Deine Augen brauchen eine Pause“ oder „Sonst schläfst du später schlecht.“ Erklärungen stärken das Verständnis. Wenn Eltern zum Handy greifen: Was Kinder aus unserem Verhalten lernen Regeln sind gut, Vorbilder sind besser. Wenn wir beim Essen ständig E-Mails checken oder durch Social Media scrollen, vermitteln wir: „Bildschirm geht vor.“ Schaffen Sie stattdessen bewusste bildschirmfreie Familienzeit: 30 Minuten am Nachmittag mit Musik, Puzzle oder einfach nur im Gespräch. Anfangs ungewohnt – später wohltuend. Können Kinder den Umgang mit dem Bildschirm selbst regulieren? Ja – so geht’s: Kinder brauchen Begleitung, keine Überwachung. Zu wissen, wann und wie man aufhört, ist eine Schlüsselkompetenz – keine blosse Höflichkeit. 🔹 Beginnen Sie mit kleinen, klaren Absprachen. „Wenn das Video zu Ende ist, machen wir eine Trink-/Bewegungs-/Gesprächspause.“ So lernt das Kind, den Übergang zu kontrollieren. 🔹 Bieten Sie Wahlmöglichkeiten statt Verbote. Statt „Jetzt ist Schluss“ sagen Sie: „Wollen wir etwas spielen oder Musik hören?“ 🔹 Besprechen Sie vorab, wann Schluss ist. Einigt euch im Voraus auf ein klares Ende – z. B. zwei Folgen oder ein Timer. So wirkt das Ende nicht wie eine Strafe. 🔹 Verknüpfen Sie Bildschirmzeit mit positiven Routinen. Z. B. „Wir schauen ein Video, wenn du die Spielsachen aufgeräumt hast.“ So entsteht ein Gefühl von Struktur – statt Kontrollverlust. Solche kleinen Strategien fördern Verantwortungsbewusstsein und Selbststeuerung – und diese schützen das Kind langfristig, nicht nur elterliche Regeln. Sie kennen Ihr Kind am besten. Mit offenem Dialog und klarer Haltung kann Bildschirmzeit ein gesunder Teil des Alltags werden – ohne Schuldgefühle, ohne Konflikte.